Worte zu "Burges Gränzer Schade: Jenseits schillernder Welten"

Liebe Freunde,

ein paar Worte zu unserem Burges Gränzer Schade: Jenseits schillernder Welten-Projekt:

Wir stehen hinter dunklen Tagen und vielleicht liegen auch noch einige davon vor uns, weshalb wir uns schon seit einer Weile auch mit der Zukunft unseres Projektes beschäftigen müssen, wie wohl viele Menschen momentan vor Entscheidungen stehen, von denen nicht wenige auch mit dem Loslassen zu tun haben werden. Wir hatten in der Vergangenheit in unserer Heimatstadt viel Glück, dass unsere und auch andere Veranstaltungen gut besucht waren und es noch immer sind. In der Ferne sieht es - abseits der großen Events - leider ganz anders aus. Mehrfach mussten wir Konzerte verschieben oder letztendlich ganz absagen. Wir sind im regen Kontakt mit den Veranstalterinnen und Veranstaltern aus den verschiedenen Regionen und von ALLEN vernehmen wir das Gleiche: Die Menschen vor Ort besuchen die Konzerte kaum noch. Andere Einrichtungen haben die letzten beiden Jahre leider nicht überlebt. Gute Menschen, die sich mit ganzem Herzen der Kultur verschrieben und uns gegenüber anständig verhalten haben, mussten aufgeben. Auch ich war an einem Punkt angelangt, an dem die Frage stand, wie viel Kraft und Zeit wir momentan darin investieren, um wieder regelmäßiger auf der Bühne zu sein und ob wir das so überhaupt noch tun können. Wenn ich nicht ausüben kann, was ich liebe, reicht der schönste Traum und die schönste Vorstellung nicht aus, um unendlich daraus Kraft zu schöpfen.


Bei allem, was wir mit unserem Projekt taten, ging es uns nicht um das Geldverdienen. Das haben wir mit unseren Auftritten ohnehin selten getan und wenn, dann haben wir es wieder in unser Projekt gesteckt und auch darüber hinaus viel investiert, um voran zu kommen. Es ist ein Herzensprojekt, in dem viel Liebe steckt und das nicht leicht loszulassen ist. Wenn uns momentan ein Veranstalter, der in keiner anderen Situation ist, als wir selbst, überhaupt auftreten lässt, dann spielen wir „gegen die Tür“. Das ist verständlich, denn wo keine Einnahmen oder Förderungen existieren, wächst das Geld auch nicht auf andere Weise. Dieses Konzept funktioniert für uns allerdings immer weniger, je weiter der Auftrittsort von unserer Heimatstadt entfernt ist. Es entstehen Kosten, die wir aus eigenen Mitteln nicht mehr decken können, zumal es auch einen mentalen Einbruch bedeutet, wenn wir mit einer größtenteils ehrenamtlich arbeitenden Crew hunderte Kilometer fahren, um uns in ein leeres Theater zu stellen.

Wir können mit Krisen umgehen, davon hatten wir auch prä-pandemisch einige. Die jetzige Situation geht allerdings über ein persönliches oder projektbezogenes Tief hinaus, weil sie viele Menschen und nicht nur uns Künstler betrifft. Klar ist mir, dass in diesen Zeiten das Geld, zumindest bei Menschen, die jetzt nicht im großen Stile profitieren, immer knapper wird. Und ich verstehe auch jene, die sich auf einer Veranstaltung dem Risiko einer Ansteckung nicht aussetzen wollen. Musik und Kunst ist in meinem persönlichen Leben so wichtig, dass es ohne sie schwer aushaltbar wäre. Noch immer entdecke ich viel Schönes, Anregendes, Tiefgehendes, vor allem auch von unbekannten Künstlerinnen und Künstlern. Wie trist wäre meine Welt ohne sie? Das emotionale Verhungern empfinde ich als genauso schädlich, wie das finanziell-materielle. Ich kann mir nicht vorstellen, dass all die Menschen, denen die Kunst und Kultur und denen ihre Emotionalität wichtig gewesen ist, sie plötzlich dort nicht mehr erleben wollen. Es gilt also Wege zu finden, um diese Menschen (wieder) zu erreichen und die Kunst entsprechend erlebbar zu machen. Gerade deshalb brauchen wir neue Konzepte. Wir brauchen Verständnis füreinander und - jenseits des Leichtsinns - natürlich auch Mut. Ich hoffe, dass wir diese Konzepte finden, um uns wieder näher zu kommen. Das kann Kunst durchaus bewirken. Selbst im Krieg kann der Moment eines Liedes ein tröstender sein, auch wenn dieser Vergleich ein krasser ist und ich hoffe, dass wir diese Erfahrung hier nie mehr machen müssen… Jedes einzelne Konzert, das wir spielen können, wird für uns etwas Besonderes und ein intensives Erlebnis sein, von dem wir und wünschen, dass wir es mit Euch so teilen können. Nichts hat unsere Liebe zur Musik zerstört. Wir haben weiterhin das Bedürfnis, Lieder voller Gefühl zu schreiben, uns die unsere Zeit bezeichnenden Abgründe und natürlich auch die eigenen anzuschauen und darin Hoffnung und Kraft zu finden. Deshalb werden wir weiterhin an neuen Stücken arbeiten und - wenn wir eine Möglichkeit finden, dies zu finanzieren - sie in ansprechender Qualität aufnehmen, um sie den Menschen zugänglich zu machen, die wir bereits erreicht haben und auch für jene, die noch erreicht werden wollen.

In Zukunft wird vieles also nur noch bedingt planbar sein. Mit diesem Gedanken habe ich mich lange schon angefreundet. Bei aller Unsicherheit aber sollten wir uns weiter produzieren, weiter schaffen und das Notwendige, das Sinnvolle, das uns Bereichernde tun. Manchmal ist es dabei an der Zeit, sich etwas anderem zuzuwenden, was in meinem Fall bereits geschieht. Burges Gränzer Schade: Jenseits schillernder Welten aber ist für mich mit zwei fantastischen Mitstreitern etwas Besonderes, das es weiterhin geben wird, wenn auch vielleicht in einem anderen Umfang, aber immer auf unsere Weise. Darauf freue ich mich…

Momentan können wir (ganz vorsichtig) nur zwei Konzert-Termine in unserer Umgebung ankündigen. Alle weiteren Termine bleiben im Unklaren.

Die Ticketlinks für die beiden Konzerte im Brandenburgischen findet Ihr hier:

 

26.11.2022 Kremmen - Theater "Tiefste Provinz"

11.2.2023 Brandenburg - Brandenburger Theater

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