Statement zur Situation von Künstlern und Kultur

Viele von uns vegetieren am Rande des Existenzminimums, manche oft sogar darunter. Den künstlerisch-kulturellen "Laden" am Laufen zu halten, erfordert langen Atem und ist mitunter von andauernden depressiven Phasen begleitet. Den Weg der Thearter-Galerie, die von meinem Freund Carsten Schmidt betrieben wird, verfolge ich von Anfang an. Carsten ist seit 15 Jahren mein Weggefährte und graphischer Gestalter einiger Buch- und Albencover von Fauxpas bis hin zu GRAENZER. In vielen Telefonaten haben wir uns gegenseitig aufgebaut, wenn die Scheiße wieder so richtig am Dampfen war. Dieses Ding durchzuhalten, kostet verdammt viel Kraft und Lichtblicke, wie die gelungene Crowdfunding-Aktion, sind viel zu selten, denn schon bald kommt das nächste Ding, bei dem Du irgendwie mit den Finanzen und Vorgaben klarkommen musst. Es geht hierbei nicht ums Jammern, sondern um das Bewusstsein, dass Kunst und Kultur irgendwann nicht mehr in jener Vielfalt existieren, wenn die Basis nicht unterstützt wird. Ein Umdenken ist erforderlich - und (auch finanzielle) Wertschätzung. Ein netter Abend mit Freunden auf einem Konzert, der Besuch einer Ausstellung, das gemeinsame Erlebnis eben gibt mir persönlich wesentlich mehr geistiges und emotionales "Futter", als die Jagd nach dem aktuellen Telefon, auch wenn die Dinger, sinnvoll angewendet, durchaus nützlich sein können...

Carstens Statement:

 

Statement zur Situation von Künstlern und Kultur

Die theARTer Galerie gibt es nun schon seit fast 9 Jahren. Angesichts der heutigen Flukturationsrate der OFF-Kultur-Szene ist das offensichtlich eine beachtliche Zeit. In dieser Zeit haben wir viele strukturelle Änderungen vorgenommen. Vieles haben wir im Sinne von vielen verbessert, die eher negativen Aspekte wurden meist durch äußere Umstände vorgegeben.

In den 9 Jahren unseres Bestehens haben wir alle Zusagen eingehalten und uns damit einen respektablen Ruf erarbeitet! (Wer das anders sieht, möge sich bitte direkt bei uns melden. Die Veranstaltungen in externen Locations und wo wir als Präsentator auftraten sind davon ausdrücklich ausgenommen. Diese entzogen sich mitunter unserer direkten Einflussnahme und laufen unter der Rubrik „äußere Umstände“).

Bisher konnten wir die Absage und Verlegung von Shows weitgehend vermeiden. Dies hat sich seit geraumer Zeit leider etwas geändert. Das hängt größtenteils mit den gestiegenen Anforderungen an Kunst- und Kulturschaffende zusammen und bildet ein gesamtgesellschaftliches Bild ab! Für vermutlich fast jeden von uns - ob Studenten, Angestellte, Freischaffende, Selbständige usw. – haben sich die vorgegebenen wirtschaftlichen und soziokulturellen Strukturen erschwerend verändert.

Man suggeriert uns gern, weil man heute im allgemeinen eine Waschmaschine, einen Geschirrspüler, einen Staubsauger, ein Telefon und Tablet, etliche Versicherungen (bis hin zu gesetztlichen Versicherungen), etwas zum Essen auf dem Tisch und mitunter ein Auto hat, sei das Leben einfacher und unbeschwerter geworden. Kaum jemand spricht aber davon, wie schwer es ist, sich all diese Voraussetzungen täglich zu erarbeiten und zu erhalten.

Viele sind heutzutage einem dermaßen hohen wirtschaftlichen und sozialen Druck ausgesetzt, dass sie neben ihrer Haupttätigkeit, noch vielen anderen Anforderungen gerecht werden müssen. Dies schlägt vor allem bei den Künstlern und Kulturschaffenden – auch bei den als etabliert geltenden – extrem durch! Wir versuchen diesbezüglich organisatorisch mit zu halten, die vielen Aspekte zwischen Anspruch, Qualität, Wirtschaftlichkeit und eurem Portemonnaie zu berücksichtigen und stoßen dabei oft selbst an unsere Grenzen. Dabei sei erwähnt, wie auch viele andere Grenzen, haben wir diese nicht selbst gezogen!

Gesallschaftspolitisch betrachtet, ist die vielleicht anfechtbare These auf zu stellen, dass die Exekutive eines Systems zwar die Prozesse aufhalten kann, aber wahrlich gesellschaftlich gestaltend, sind die Kreativen! Darum gelten die Kreativen immer als Gefahr! Darum wird Kulturförderung auch immer systembetreut! Darum seid ihr am Zug! Jeder von euch, kann ein wenig Kulturförderer sein! Denkt daran, wenn ihr das nächste Mal ein Event besucht und euch über Preise beschwert! Denkt darüber nach, ob ihr bei Konzern-Distributoren oder direkt beim Künstler oder beim unabhängigen Händler kauft! Denkt daran, dass Applaus und Zuspruch etwas tolles ist, aber das man von zirkulierender Luft allein nicht leben kann! Denkt daran, wie sehr euch Worte, Töne und Visualitäten bereichern und Ursprung neuer geistiger Sprünge sind!

Haltet durch!

 

Carsten Schmidt, TheArter-Galerie

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